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  • AutorenbildFriedrich Kettl

Die Basis für Selbstliebe


Der größte Wunsch jedes Menschen ist es, die Liebe zu spüren. Viele verstehen darunter das prickelnde Gefühl von Herzklopfen, wenn man neu verliebt ist. Wahre Liebe ist jedoch etwas Umfassenderes. Diese Liebe ist gelassen und ruhig. Sie ist gesammelt und im Einklang mit etwas Größerem. Wenn Menschen im Einklang mit dieser umfassenden Liebe sind, dann sind sie nicht nur sich selber liebevoll zugewandt, sondern auch allen anderen Lebewesen in gleichem Maße. Sie verzichten dann auf eine innere Haltung wie: „Mit dir arbeite ich gerne“ oder „Mit dir arbeite ich nicht, oder weniger gerne“. Wer in dieser liebenden Haltung ist, wendet sich jedem zu, genauso wie er ist. Er gibt dadurch unbewusst den anderen die Einladung, zur Ruhe zu kommen.

Die Zuwendung zum Selber als Basis für Liebe!

Nur wenn wir uns selber liebevoll zugewandt sind und uns annehmen, wie wir sind, kommen wir in eine innere Bewegung und Haltung, die sagt: „Alles ist so wie es gerade ist, in Ordnung“. Aber oft ist man abgeschnitten von dieser Zuwendung und kann weder als Begleiter gut arbeiten, noch kann man Menschen in der Gruppe ein guter Begleiter sein.

Eine liebevolle Zuwendung zu sich selber ist die Voraussetzung, um sie dann zu den eigenen Eltern und Großeltern fließen zu lassen, also in eine Richtung, wo die größte Liebe fließen kann. Man sollte sich also die Frage stellen: „Was geschieht mit mir, wenn ich innerlich die Worte „meine Mutter“ sage?“. Was geschieht dann mit meiner Liebe? Oder wenn ich sage: „Mein Vater“. Was spüre ich dann in mir? Wird es in mir dann eng, oder wird es in mir weit. Ist Liebe möglich, wenn ich sage: „Mein Vater, meine Mutter“?

Vielen Menschen wird diese Liebe erst möglich, wenn sie auf einmal erfassen, was einem die Mutter geschenkt hat, was einem der Vater geschenkt hat - wenn man weiß, dass die Eltern einem nicht gehören, sondern einem geschenkt wurden, von einer größeren, umfassenderen Macht – dass sie, genauso wie sie sind, die richtigen Eltern für mich waren (sind).

Wenn man mit diesen Augen auf die Mutter oder den Vater schaut, dann sieht man sie im Dienst von etwas Größerem. Dann kann man sich möglicherweise vor der Mutter verneigen, so wie sie einem geschenkt wurde und auch vor dem Vater, genauso wie er einem geschenkt wurde. Man kann vielleicht sein Herz weit machen und sagen: „Mama, Papa ich nehme dich so, wie du mir geschenkt wurdest und schaue über dich hinaus – liebe Mutter, lieber Vater – auf etwas größeres Ganzes.

Und vielleicht ist es dann möglich, mit voller innerer Liebe, zu sagen: „Ich sage JA zu dir Papa und JA zu dir Mama und zu all dem, was euch geführt hat“. Man kann dann vielleicht von der Mutter alles nehmen, was einem über so viele Jahre gegeben wurde. Angefangen von der Zeit der Schwangerschaft, als man von dieser neun Monate im Schoß getragen wurde. Und dann der Zeitpunkt, als sie einen mit Schmerzen und Ängsten geboren hat, als es für uns um Leben und Tod ging.

Und wenn wir dann den Vater anschauen, wie er sich bei der Geburt möglicherweise auch liebevoll über uns gefreut hat. Oder wie er aus seiner eigenen Lebensgeschichte heraus nicht die Kraft hatte, dem tiefen inneren Wunsch zu folgen, sich über mich zu freuen. Wenn dann das Wissen und die Erkenntnis ganz klar auftaucht, dass er im tiefsten Grunde auch diese alles umfassende Liebe gebraucht hätte, um diese weiter zu geben, dann merkt dann vielleicht plötzlich, wie sehr man selber diese Liebe nun dem Vater geben kann.

Wenn man nun weiß, dass diese tiefe innere Liebe auch in den Eltern verankert war, kann man vielleicht besser sagen: „Danke Papa, danke Mama. Ich sehe jetzt eure Liebe. Ich nehme sie jetzt - Eure ganze Liebe“. Dann kann man aber auch liebevoll mit den Großeltern verbunden sein und braucht sie nicht mehr als Elternersatz.

Die Liebe zu den Eltern als Basis für Selbstliebe!

Wenn man verinnerlicht, dass die Grundliebe mit der Zeugung durch die Eltern begonnen hat, sollte man sich dahin wenden. Natürlich werden einige sagen: „Aber meine Mutter hat doch dieses oder jenes falsch gemacht“ oder „Mein Vater war nie da für mich“. Man verschließt sein Herz – und was hat man dann? Man lebt in Vorwürfen und Abwertungen ohne jeden Gewinn als Resultat. Man wertet die Eltern und auch sich selber ab. Man wirft ihnen vor, keine vollkommenen Eltern gewesen zu sein.

Aber, was heißt es, vollkommene Eltern zu haben? Was sind vollkommene Eltern? Sind es Menschen, die uns alle Wünsche erfüllt haben? Die immer für uns da waren? Wie geht es so einem Kind, wenn es erwachsen ist? Was macht es?

Kinder, die mit Liebe überhäuft wurden, haben in der Regel nicht gelernt, mit dem wirklichen Leben in Verbindung zu kommen. Mit den Gefahren, Ansprüchen und Schmerzen des Lebens. Aber gerade daran wachsen sie doch! Dadurch lernt man eigentlich, die Liebe zu sich selber zu leben. Nur, weil die Eltern fehlerhaft waren und etwas falsch gemacht haben, waren sie lebendig und haben die Kinder lebendig gemacht. Wenn man sich selber und die Menschen im Umfeld betrachtet, dann sieht man sie leben. Und sie sind nur dann lebendig, wenn sie mit ihren Stärken und Schwächen sie selbst sind. Genau dadurch haben uns die Eltern lebenstüchtig gemacht.

Fazit:

Wer es schafft, sich von den Vorstellungen der vollkommenen Eltern oder Großeltern zu lösen und dadurch wegkommt von dem Drang, ihnen Vorwürfe zu machen, kann gut von ihnen Abschied nehmen. Dann kann man sie in Liebe loslassen und trotzdem mit ihnen verbunden bleiben. Das alles in Liebe zu ihnen und zu sich selber.

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